Donnerstag, 28. Mai 2009

Australia

Am 27.02.09 landen wir kurz nach Mitternacht in Perth. Den Rest der Nacht verbringen wir auf dem Flughafen. Früh am Morgen machen wir uns auf den Weg zum Cargo Terminal, um unsere Motorräder abzuholen. Wir „leihen“ uns einen Gepäckwagen vom Flughafen aus und schieben damit die Straße entlang in Richtung Cargo-Terminal. Dort wartet man schon auf uns. Dann geht die Lauferei los, erst zum Zoll, dann zur Quarantäne, zurück zum Cargo-Terminal, warten, wieder zum Zoll, zurück zum Cargo-Terminal und wieder warten.... Zollinspektion, Quarantäneuntersuchung alles ist ok. Wir bekommen alle Papiere und letztendlich dürfen wir unsere Moppeds aus dem Lagerhaus schieben. Wir packen unsere Sachen drauf und fahren los. Wir haben es geschafft, mit dem Mopped von Deutschland nach Australien zu kommen!


unsere Moppeds landen


Perth lassen wir links liegen, denn wir wollen nicht schon wieder in eine große Stadt reinfahren. Endlich mal wieder campen! Auf dem Weg nach Osten, nimmt der Verkehr schnell ab und einen Platz zum Campen zu finden, ist nicht schwer. Auf dem Eastern Highway fahren wir über Merredin, Southern Cross und Coolgardie nach Norseman. Nur kleine verschlafene Käffer finden wir vor. Hinter Norseman gibt es nur noch alle 100-200 km eine Tankstelle, einen Carawanpark und ein kleines Motel. Dazwischen nichts. Nach rund 1500 km passieren wir die Grenze nach South Australia. Es geht immer gradeaus. Der sogenannte Nullabor-Plain ist ein Gebiet, indem keine Bäume wachsen. Vor ein paar Wochen soll es hier über 40 °C heiß gewesen sein. Wir müssen uns mit Regen und 10-15 °C begnügen. Es ist ungewöhnlich für diese Gegend, in der es angeblich nie regnet.


Nullabor


die längste gerade Staße Australiens



immer gradeaus



Roadtrain



Regen im Nullabor




ein Haus kommt uns entgegen



Ab hier verläuft die Straße entlag der Küste. Steile Klippen ragen aus dem Wasser. Der Wind peitscht das Wasser mit aller Macht gegen die Felsen. Hinter Ceduna verlassen wir den Highway No1 und folgen der Küste in Richtung Port Lincoln. Direkt auf den Klippen von Cape Bauer schlagen wir unsere Zelte auf. Es ist bisher der beste Wildcampingplatz in Australien. Nach einer Flasche australischen Rotweins und einem Steak schlafe ich mit dem Sound der brechenden Wellen ein.


Klippen an der Südküste


Von Chris, der sich in Tokio den Fuß gebrochen hat und dort seine Reise abbrechen musste, erfahren wir, dass am nächsten Wochenende in Mita Mita ein Motorrad-Reisetreffen von Horizon-Unlimited stattfindet. Da wollen wir hin! In einer Woche sollte es zu schaffen sein. Nur leider ist der Vorderreifen Stefans Mopped so verschlissen, so dass schon das Gewebe hindurchkommt. Er bestellt in Port Augusta einen neuen Satz Reifen. Die 300 km bis dorthin fährt er aus Sicherheitsgründen nicht schneller als 50 km/h. Ich habe meine Reifen schon in Port Lincoln gewechselt, für Stefans Twin gab’s mal wieder nicht die richtige Größe. Mit frischen Reifen müssen wir endlich mal ein paar Kilometer schaffen. Doch mein Mopped eiert so komisch, wenn ich etwas schneller fahre. Gabel, Dämper, Lenkkopflager... alle Schauben fest. Was ist das bloß? Dann stelle ich mit Schrecken fest, dass alle Speichen am Hinterrad locker sind und eine davon ist gebrochen. Das gesamte Rad lässt sich seitlich hin und her bewegen. Gefährlich! Sehr langsam fahre ich nach Mildura. Auf einem Motorradschrottplatz mit Werkstatt kann man mir helfen. Der Meister werkelt 4,5 Stunden an der Felge. Die Speichen sind angerostet und die Felge verbogen. Das wird teuer, denke ich. Doch ich bekomme einen Reisendenbonus. 90AUS$ etwa 45EU für 4,5h Arbeit, da kann man wohl nicht meckern. Zum Abschied werden uns Aufkleber von der Werkstatt auf die Koffer geklebt.


meine Felge wird repariert


Weiter geht’s... Wir haben noch etliche Kilometer bis Mita Mita vor uns und in ein paar Tagen ist das Treffen. Es geht in Richtung „Alpen“ und wird auch langsam ein bisschen bergiger. Dann kommen wir auf die Great Alpine Road. Es ist kalt und dunkle Wolken ziehen auf. Eigentlich wollten wir heut bis Mita Mita kommen, doch dann öffnet der Himmel seine Schleusen. Blitze zucken, es gießt in Strömen. Teilweise ist die Straße kompett überflutet. In Omeo geben wir auf. Es ist uns zu gefährlich, bei diesem Wetter noch über 100 km im Dunkeln durch die Berge zu fahren. Auf einem Carawanpark mieten wir einen Wohnwagen. Das es eine gute Entscheidung war, sehen wir am nächsten Tag. Geröll und dicke Äste liegen auf der Straße.

Als wir in Mita Mita ankommen, ist das Treffen schon in vollem Gange. Ca. 50 Biker sind angereist, darunter ein Schweizer und ein deutsches Pärchen. Es gibt Vorträge und Erfahrungen werden ausgetauscht. Chris hatte uns schon angemeldet und Bier und selbst gebrannten Rum mitgebracht. Ist schon komisch, da sitze ich auf einem Motorradreisetreffen in Australien und höre mir einen Vortrag über eine Europareise an. Nach den Vorträgen begießen wir das Widersehen mit Chris. Am nächsten morgen krieche ich mit schwerem Kopf aus dem Zelt. Angeblich war ich so betrunken, dass ich in dem Pub angefangen habe, russisch zu sprechen. Viele Biker sind am Zusammenpacken, einige schon abgereist. Wir bleiben noch eine Nacht und fahren den nächsten Tag über schöne Schotterpisten in Richtung Melbourne. Wir kommen durch die Region, in der die Buschfeuer vor einigen Wochen gewütet haben. Ganze Dörfer sind komplett niedergebrannt, kein schöner Anblick.


Horizon-Unlimited Treffen in Mita Mita


Falk und Julia aus Deutschland


Wir kehren zur Küste zurück und fahren die Great Ocean Road. Kurven, Klippen, Strand... einfach super. Es macht einen Riesen-Spaß, mit den frischen Reifen um die Kurven zu fliegen. Dann werden wir von der Polizei gestoppt. Vor einer Stunde sollen wir einen Wohnwagen überholt haben, im Überholverbot. Daran können wir uns jedoch nicht erinnern. Würden wir auch nie machen... Nach einem Alkoholtest dürfen wir weiterfahren. Von da an lassen wir es etwas langsamer angehen.


die zwölf Apostel, Great Ocean Road


Im Melbourne übernachten wir bei Julia und Falk, zwei Motorradreisende aus Deutschland die wir auf dem Treffen kennen gelernt haben. Die beiden leben und arbeiten für eine Weile in einer Servicestation für Trucks. Zwischen den Trucks bauen wir unsere Zelte auf. Stefan will den nächsten Tag mit der Fähre nach Tasmanien und ich bleibe noch eine Nacht und mache mich dann auf den Weg nach Sydney. Natürlich nicht über den Highway, sondern entlang des Snowy River geht es über traumhafte Schotterpisten mit schönen kostenlosen Campingplätzen. Possums, kleine niedlichen Felltierchen, die auf Bäumen leben, lassen mich nicht schlafen.



Camp im Truckyard bei Julia und Falk in Melburne



Possum


Snowy River


Außerdem wird es nachts recht kalt, denn es ist Herbst in Australien. Mein Motorrad hat immer weniger Leistung, zeitweise setzt ein Zylinder aus. Alle 200-300 km fülle ich 250 ml Öl nach. Langsam geht es mit der alten Lady zu Ende. 120.000 km hat sie mittlerweile auf dem Tacho. Ich fahre wieder zur Küste. Auf einem Campingplatz direkt am Meer baue ich mein Zelt auf und fange an, mir was zu kochen. Doch ich bin hier nicht der einzige der hungrig ist. Ein freches Wallaby will auch etwas abhaben.


Wallaby


Auf direktem Weg sind es nach Sydney nur noch ca. 500 km an der Küste entlang. Doch ich will noch in die Blue Mountains, die westlich von Sydney liegen. Auf dem Weg dorthin fällt der vordere Zylinder komplett aus. Ich nehme den Tank ab und schraube die Kerzen raus, total verölt. Ich mache sie sauber und baue alles wieder zusammen.


schrauben


da kann nichts mehr funken


Sie läuft wieder, doch nach 60 km passiert das Gleiche. Ich brauche unbedingt neue Kerzen, doch heute ist Sonntag. Ich fahre nach Katoomba und schaue mir die „Three Sisters“ an, eine Felsformation in einem tiefen Canyon. Auf dem Weg nach Lithgow baue ich noch einmal den Tank ab und putze die Kerzen. Dort errichte ich auf einem Carawanpark mein Zelt auf.

Am nächsten Morgen fahre ich zum örtlichen Motorradhändler und kaufe neue Kerzen, dann mache ich mich auf dem Weg nach Sydney. Ich versuche die Stadt Richtung Norden zu umfahren. Ich will zu Chris, der in Mona Vale, ca. 30 km nördlich der Stadt an der Küste, wohnt. Ich werde herzlich empfangen und bekomme in seinem schönen großen Haus sogar ein eigenes Zimmer. Die nächsten Tage verbringe ich mit Papierkram. Mit Chris´ Hilfe verlängere ich mein Visum und mein Carnet de Passage um weitere 3 Monate. Dann melde ich mich für 2 Wochen an der Sydney English Akademy zu einem Spachkurs an. Ich muß unbedingt besser Englisch lernen.


Chris und Stefan


Sydney


Sydney


Stefan kommt nach seiner Tasmanien Tour auch zu Chris. Er will die Verschiffung seines Moppeds organisieren, denn in einem Monat muss er wieder in Deutschland sein und arbeiten. Die Schule macht riesen Spaß, ist mal wieder was anderes... mit den anderen aus der Klasse nach dem Unterricht grillen, ins Kino gehen oder Volleyball spielen. Die zwei Wochen sind viel zu schnell vorbei gegangen und für mein englisch war es auch etwas zu kurz. Doch länger kann ich es mir finanziell nicht leisten, denn nach einem Jahr In-der-Welt-Umherreisen sieht es auf meinem Konto nicht mehr so gut aus. Chris zeigt uns Sydney und wir machen eine Tour mit der Fähre und seiner Arbeitskollegin Niva als Kapitän. Chris ist auch Kapitän auf einer Fähre in Sydney, doch wegen seines gebrochenen Fußes kann er noch nicht arbeiten. Niva kennen wir schon aus Ulan Bator, sie reiste mit Chris. Am Wochenende fahren wir drei zu einer Wüstenrallye. Ein Freund von Chris nimmt auf einer alten umgebauten BMW daran teil. So etwas wollte ich immer schon mal sehen. Wir campen direkt im Fahrerlager. Ein wunderschönes Wochenende.


Sydney English Academy


3 Wochen bin ich jetzt schon bei Chris in Mona Vale. Es ist Zeit zum Abschiednehmen. Am 19. April mache ich mich auf den Weg nach Narrabri, das ca. 500 km nordwestlich von Sydney liegt.

Schöne Grüße aus Down Under,

Matze

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