Sonntag, 8. Juni 2008

05.06.2008 Sarmakand-Usbekistan

Das letzte mal habe ich mich aus Xiva, der kleinsten der 3 historischen Städte, die wir in Usbekistan besucht haben, gemeldet. Alles Sehenswerte liegt hier auf engstem Raum, eingeschossen von den hohen Stadtmauern. An jeder Ecke gibt es etwas Neues zu sehen. Hier trifft man auf viele Touristen, die sogar mit ganzen Busse kommen.


Wir laufen den ganzen Tag durch die Stadt und über den Basar. Abends essen wir draußen vor einem Restaurant und lernen einen Deutschen kennen, der schon 15 Jahre in Usbekistan lebt und Baumaschinen in die großen Goldmienen verkauft. Am nächsten Morgen frühstücken wir im Basar und beobachten das bunte Treiben. Die nächsten Tage hier in Usbekistan wollen wir ruhiger angehen und uns etwas entspannen. Wir sind in den letzen Wochen 7000 km gefahren und das hat schon etwas geschlaucht.


Am Donnerstag sind wir die 400 km von Xiva nach Buchara gefahren. Kaum hatten wir uns ein bisschen vom Amurdaja entfernt, standen wir schon wieder in der Wüste und die Sonne brennt auf uns herab. Die Straße ist sehr schlecht, teilweise nur Piste, obwohl sie in der Karte als Hauptstraße verzeichnet ist. Bei einer Pinkelpause halten neben uns zwei Polizisten auf einem Motorrad. Sie fragen uns das Übliche, woher und wohin und bieten uns Wasser an. Alle Leute, auch die Polizisten, sind hier sehr nett und freundlich. Dabei soll das Land eines der korruptesten der Welt sein....?! Irgendwann halten wir an einem Straßenrestaurant, setzen uns draußen auf ein typisches Holzgestell, das mit bunten Decken belegt und mit ein flachen Tisch in der Mitte versehen ist ( wir haben diese Teile Tatarensofa getauft) und essen Schaschlik. Zu zweit mit einer 1l Cola haben wir 3,50€ bezahlt - alles sehr günstig hier. Der Liter Sprit (leider nur 83 Oktan) kostet umgerechnet etwa 40 Cent. Da macht das Fahren noch Spaß!


Es geht durch die endlose Wüste weiter. Teilweise bedecken Sanddünen die halbe Straße. Gegen Abend kommen wir in Buchara an und finden ein günstiges B&B in der Altstadt. Die nächsten 3 Tage bleiben wir in Buchara, schauen uns die Stadt an, relaxen und warten unsere Maschienen. Wir treffen hier viele Touristen aus Xiva wieder, irgendwie haben alle denselben Weg.... Es gibt erneut viel zu sehen und zu fotografieren. Alles ist Größer und weitläufiger als in Xiva und auch viel besser auf Touris eingestellt. Hier zahlt man als Touri mehr als das Doppelte. Die Preise werden immer nach der Nase gemacht. Obwohl es für unsere Verhältnisse immer noch günstig ist, fühlt man sich ein bisschen abgezockt.


31. Mai: mein letzter Tag als Wabco-Mitarbeiter, nun bin ich offiziell raus. Fast hätte ich es vergessen. Hier spielt das Datum nur für Ein und Ausreisezeiten eine Rolle. Ja, so schnell gewöhnt man sich an das Lodderleben auf Reisen. Es ist das erste Mal seit Langem, dass ich daran denke, was ich aufgegeben habe. An das, was nach meiner Reise kommt denke ich schon öfter, aber nicht mit Angst. Man spinnt nach den ganzen Eindrücken die man tagtäglich erlebt eher im Kopf herum, was man alles aus seinem Leben machen könnte. Welche Möglichkeiten sich danach ergeben....Also viele Grüße aus Usbekistan, meine EX-Kollegen, kriegt bloß kein Fernweh ;-) und lasst mal was von euch hören.


Am 01.06. fahren wir dann weiter in Richtung Sarmakand. Aber nicht den direkten Weg, sondern "untenherum" über Karshi und Shaxrisabz. Wir wollen mal wieder etwas abseits der Touristenpfade unterwegs sein. Die Sonne brennt um die 42°C mal wieder gnadenlos und mir geht es gar nicht gut. Seit ein paar Tagen schon hab ich leichten Durchfall und die Hitze tat ihr Übriges. Aus Karshi, einer sehr lebendigen und recht modernen Stadt, will ich schnell wieder raus. Also geht es weiter nach Shaxrisabz und unterwegs schauen wir schon mal, ob sich vielleicht ein Plätzchen zum Campen findet. Hier sind nun aber überall Felder und keine Wüste mehr; es sieht also schlecht aus. In Shaxrisabz angekommen, fragen wir nach einer Gastinica (Hotel, Privatunterkunft). Es gibt jedoch anscheinend nur ein großes Hotel im Ort und mit 40$ liegt es über unserem Budget.


Es stehen wie immer, wenn wir irgendwo anhalten, wieder eine Menge Menschen um uns herum und fragen uns aus einem Mix aus Wörtern verschiedener Sprachen aus. Einer von ihnen meint, dass wir bei ihm zu Hause übernachten können. Ich bin einverstanden, Stefan ist aber nicht so begeistert. Doch mangels einer Alternative willigt er ein. Wir folgen dem Minibus unserer Gastgeber. Dort angekommen, waschen wir uns notdürftig (das Haus hat kein fließendes Wasser und keine Toilette) und ziehen uns um. Dann Fahren wir mit unseren Gastgebern und ein paar Freunden (alles Männer verseht sich, die Frauen müssen zu Hause bleiben) in ein Restaurant. Unser Gasgeber ist irgendein hohes Tier im Amt oder bei der Polizei, erfahren wir, genau verstehen wir es aber nicht. Wir werden zum Essen eingeladen, bezahlt wird aber nicht.


Später fahren sie mit uns noch zu einem 40. Geburtstag von einem noch höheren Beamten. Es ist eine Riesenfeier mit ca. 100 Leuten, darunter jede Menge Polizisten und mal wieder alles Männer. Ich stelle mir vor, wie die Frauen im Hintergrund schuften und das Essen zubereiten, während hier alle trinken und feiern. Er gibt jede Menge Vodka; eine Runde nach der anderen, doch mir gelingt es, meine volle Schale immer wieder hinzustellen und beim nächsten Anstoßen wieder zu nehmen.... Meinem Magen geht es nämlich nicht gut, da ist Vodka das Falsche. Wir müssen Trinksprüche sagen, die von dem Englisch sprechenden Bruder unseres Gastgebers übersetzt werden. Ja, nichts gegen Usbekistan und die Regierung sagen, hier sind alle fest davon überzeugt, dass alles richtig läuft.... Im Moment profitieren wir ja selber und essen und trinken von dem gedeckten Tisch. Alle sind sehr freundlich und herzlich. Später fahren wir zurück zu unserem Quartier. Die Fahrweise unseres Gastgebers (er hatte natürlich einige Vodka intus) treibt uns Schweißperlen auf die Stirn, doch wir kommen heile an. Die Nacht schlafe ich unruhig mit Magenschmerzen, Mücken und Schnarchen von rechts und links.


02.06.: in einer großen Menschentraube verabschieden wir uns von unserem Gastgeber, leider habe ich den Namen mal wieder vergessen. Mir gelingt es nicht, die komplizierten Namen länger als einen Abend zu behalten. Schande...

Jetzt ging die Straße endlich ein bisschen durch die Berge. Über einen 1600 m hohen Pass sind es nur 80 km nach Samarkand, eine kurze Tagesetappe. Wir steigen in einer günstigen Backpackerunterkunft ab. Hier wollen wir 4 Tage bleiben bis dann am 06.06. unser Tadjikistan-Visum gültig ist und wir dort einreisen können. Mir geht es nicht so gut. Ich habe leichtes Fieber und mein Magen spielt verrückt. Stefan geht es zwar besser, aber er hat auch ständig Magenprobleme. Die Hitze und das ungewohnte Essen machen uns zu schaffen. Ich muss mich dringend auskurieren, bevor es ins Pamirgebirge geht. Ich hänge den ganzen restlichen Tag durch und liege im Bett herum. Am nächten Morgen ist das Fieber stärker und ich beschließe zum Arzt zu gehen.

Wir fragen den Jungen vom Hotel, er führt uns zu einer Art Hofladenapotheke. Hier soll der Arzt wohnen. Es begrüßt uns ein älterer Mann, der auf Nachfrage des Jungen nach seiner Frau schreit. Das ist also die Ärztin eine ältere, etwas dickere Frau mit einem typischen bunten Kleid. Wir erklären unseren Fall. Sie meint, dass sie mir eine Spritze geben muss. Davon bin ich nicht so begeistert.... Ich stelle mir vor, wie sie mit einer dreckigen rostigen Spritze irgendein Zeug in meinen Körper pumpt. Aber sie lässt sich nicht davon abbringen. Ich sehe, wie sie eine neue verpacke Einwegspritze aufreißt; das beruhigt mich ein wenig. Ich soll nach hinten in den Hof kommen, die Tür schließen und meine Hose herunter lassen. Und schon hatte sie mir die Nadel in den A.... gepiekt. Was das wohl für ein Zeug war? Ich bekam dann noch Immodium, Paracetamol und ein Antibiotikum. So richtig zufrieden war ich ja nicht mit meiner Behandlung.


Ich bin dann wieder ab ins Bett und erst gegen 18 Uhr mit Stefan noch ein bißchen zum Registan rausgegangen, um ein paar Fotos zu machen. Dort wurden wir von Nasisr und Rustan angesprochen, die beide Deutsch lernen. Sie sprachen wirklich gut deutsch und wir unterhielten uns eine Weile. Im Gespräch stellte sich heraus, dass Nasir Medizin studiert und als Arzt arbeitet. Ich erzählte von meinem Problem. Er meinte, dass er mir helfen kann und wir gingen in Rustans Wohnung, wo ich untersucht wurde. Er schrieb mir Medikamente auf und wir gingen zur Apotheke, um die Sachen zu besorgen. Die Untersuchung und die Erklärungen der Medikamente zeigten, dass er weiß, wovon er spricht. Ich fühle mich sehr gut verarztet; 1000 mal besser als bei dieser Hinterhofärztin. Wir bedanken uns, tauschen die Telefonnummern aus und beschließen, uns morgen Abend wieder zu treffen.

Mir geht es jetzt schon wieder sehr gut Nasirs Behandlung hat geholfen.


Viele Grüße und bis zum nächsten Mal,

Matze

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo Matze,

wenn Ihr weiter so ein Tempo an den Tag legt, seid ihr Weihnachten ja schon wieder in Deutschland! Genießt die Fahrt. Du weißt doch "Der Weg ist das Ziel".

Mittlerweile müsstest ihr ja im Pamir sein. Macht ihr dort auch mal eine Wanderung? Ich freu mich schon auf die Bilder mit schneebedeckten Bergen. Das wird nach der Wüste ja auch mal wieder erfrischend, oder.

Also dann mal weiterhin gute Fahrt.

Markus

Tina hat gesagt…

Ein Hoch auf die Tatarensofa! Schön das es Dir wieder gut geht...

Anonym hat gesagt…

Hallo Matthias,

viele Grüße von einem Ex-Kollegen, der deinen Reisebericht aufmerksam verfolgt. Ja, das erregt Fernweh...

Ich hoffe du bist wieder vollständig genesen und wünsche dir weiterhin alles Gute für deine Reise.

Viele Grüße

Micha H.