Montag, 23. Juni 2008

23.Juni - Bishkek / Kirgisien

Unsere Fahrt führte am 15. Juni wieder zurück nach Murgab. Wir kommen vom Jurtencamp. Der kleine Fluß neben der Piste war in der letzten Nacht sehr angestiegen und überflutet nun die Straße.

Wieder in Murghab füllen wir unsere Wasservorräte am Brunnen auf und fahren in Richtung Karakulsee. Leider ist das Wetter nicht so klar. Es liegt Staub aus der Taklamakan-Wüste in der Luft, erzählt uns ein Deutscher, der seine Doktorarbeit im Pamir macht. Die Straße schlängelt sich nun immer höher bis zum angeblich zweithöchsten Pass der Welt auf 4655 m. Kurz vor der Passhöhe überrascht uns ein Schneeschauer. Der Wind bläst und es ist fürchterlich kalt. Mein Motorrad läuft nur noch im ersten Gang. Hätte ich bei der Auffahrt angehalten, wäre die Maschine wohl nicht mehr in den Gang gekommen.

Oben auf dem Berg machen wir jede Menge Fotos, leider ohne einen schönen blauen Himmel im Hintergrund. Die Piste wird wieder schlechter - wieder fahren wir über dieses fiese Wellblech. Es geht herunter auf 4000 m, dann gibt es endlich wieder Asphalt - richtig guten sogar. Wow, wir sehen in der Ferne das blaue Wasser des Karakul-Sees, der auf 4000 m liegt.

In dem Ort Karakul wollen wir eigentlich etwas einkaufen, doch es gibt keinen Magasin. Ein Mädchen will uns irgendwo hin führen, na gut ... wir folgen ihr. Plötzlich kommt uns Wolfgang entgegen, einer der Geländewagenfahrer, die wir in Murghab trafen. Sie übernachten hier in einem Homestay und wir überlegen nicht lange und mieten uns auch dort ein.

16.Juni - Auf nach Kirgisien
Nach einem etwas dürftigen Frühstück und noch jeder Menge verquatschter Zeit machen wir uns auf den Weg zur Grenze Tadjikistan-Kirgisien. Der tadjikische Grenzposten liegt auf knapp 4200 m Höhe. Es ist sehr kalt hier oben. Ein Drogenhund beschnüffelt unsere Moppeds. Alles Ok und wir bekommen unseren Ausreisestempel. Die Straße führt uns wieder hinunter. Die Berge, der Pamir sind einfach traumhaft. Nach etwa 20 km übeler Piste und einige Höhenmeter tiefer kommen wir an den kirgisischen Grenzposten und bekommen unseren Einreisestempel. Die Landschaft ändert sich langsam. Es gibt nicht mehr diese breiten kargen Täler mit den riesigen Bergen im Hintergrund. Jetzt werden die Berge schroffer und grün. Überall sieht man Pferde und Jurten. An der Straße wird vergorene Stutenmilch (Kimis) verkauft. Wir kaufen ein und suchen und einen Platz zum Campen.

Während des Frühstücks laufe ich um mein Mopped. Was ist das denn?! Die Kette sieht so angeschliffen aus?! Der Hauptständer hatte sich durch das viele Aufsetzen verbogen und schliff an der Kette. Also abbauen und wegwerfen... Dabei stelle ich fest, dass mein Kofferträger auch auf beiden Seiten gerissen ist und das Schlimmste: der Stoßdämpfer verliert Öl. Toll! Vor der Fahrt habe ich extra eine stärkere Feder einbauen lassen. Mit diesem Stoßdämpfer kann ich die Tour nicht zu Ende fahren.

Wir fahren nach Osh und nehmen dort ein günstiges Hotel für zwei Nächte inclusive kalter Dusche. Dort lasse ich meinen Träger schweißen und telefoniere nach Hause. Dort habe noch einen Stoßdämfper, der jetzt über den ADAC nach Almaty verschickt werden soll. Um doch noch zu einer nicht ganz so kalten Dusche zu kommen, hängen wir den Duschsack ins Bad. Ich rasiere mich seit langem mal wieder und wir gehen beide zum Frisör. Man fragt uns nach der Herkunft. "Germanya" lautet unsere Antwort und schon bekommen wir beide einen Rechtsscheitel verpasst... Oh Mann... den konnte man aber zum Glück wieder wegkämmen. Für umgerechnet 90 Cent war der Friseurbesuch aber echt günstig.

Es dauert ewig bis ich meine Koffer und die restlichen Sachen wieder auf dem Mopped verstaut habe. Ich musste ja alles vor dem Schweißen abbauen. Auf einmal ruft einer hinter uns nach "Stefan". Es war Wolfgang, den wir jetzt schon zum dritten Mal treffen.
Wir gehen noch schnell etwas sssen, tanken die Moppeds voll und kommen erst spät nach dem Mittag aus der Stadt. Die Straße nach Bishkek ist entgegen aller Erwartungen ein feinster, glatt gebügelter Asphalt. Wir fliegen nur so durch die Serpentinen. So schnell sind wir schon lange nicht mehr unterwegs gewesen... Meinen kaputten Stoßdämpfer merke ich gar nicht und es macht einen Riesenspaß. Gegen Abend schlagen wir unsere Zelte in den Bergen auf und werden leider von einem Sturm überrascht. Das Zelt flattert und rappelt die ganze Nacht, wodurch ich nicht viel Schlaf bekomme. Morgens bläst der Wind immer noch. Wir verschieben ein gemütliches Frühstück auf später und fahren erst mal los.

Am 20. Juni treffen wir Jens aus Deutschland mit seiner Africatwin, der mit einem Engländer unterwegs ist. Mit Jens hatte ich mich schon öfter im Karawaneforum Kontakt, wo er auch nach einem Reisepartener suchte. Ja, so klein ist die Welt... Einen tollen Zeltplatz finden wir an diesen Abend in einem kleinen Wald. Dort schlafen wir erst mal richtig aus, ohne dass ständig jemand vorbeikommt.

2 traumhafte Pässe mit über 3000 m warten vor uns. Auf der zweiten Passhöhe, wen treffen wir da?! Es ist mal wieder Wolfgang mit seiner Frau. Dieses mal ist er zusammen mit den beiden MAN-Wohnmobilfahrern, die wir schon einmal vor Dushanbe trafen. Die Welt ist wirklich klein, jedenfalls hier in Zentralasien. Alle fahren doch immer wieder die gleichen Routen.

Auf dem Weg nach Bishkek kaufe ich mir vom Imker eine Flasche Honig, um meine Halsschmerzen irgendwie zu behandeln, die ich seit ein paar Tagen habe. Eine 1,5 Liter Flasche Kimis bekommen wir von einem Autofahrer geschenkt, der sich mit uns fotografieren will. Am Abend finden wir nach langer Suche in einem staubigen Tal endlich einen Platz zum Campen. Wir probieren den Kimis. Nee, das wird nicht wirklich unser Lieblingsgetränk. Schmeckt irgendwie wie Magensäure, wenn man aufstößt. Pfui, das Zeug landet in der Natur. Je später es wird, lebt unser bis dahin ruhiger Patz mal wieder auf: erst ein Geländewagen, mehrere andere Autos, LKWs, Pferde, Schafe, Kühe, Reiter... Es geht die ganze Nacht so und ich bekomme kaum ein Auge zu. Das war mal wieder einer der nicht so guten Schlafplätze. Am Nächsten Tag stehen wir früh auf, um das letzte Stück nach Bishkek zu fahren. Abgestiegen sind wir in einer günstigen Backpacker-Unterkunft, aus der ich jetzt schreibe.

Na dann bis zum nächsten Mal!
Schöne Grüße,
Euer Matze

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